Wieder auf der Werft und ein Törn nach Bora

Ein Sommer unter Segeln. Wer träumt nicht davon? Ich wollte ihn wahr werden lassen und bekam mehr Segelabenteuer als man sich wünschen kann. Ich traf tolle Leute, und hatte sehr, sehr nette Gäste an Bord. 2014 war ein Sommer den ich nie vergessen werde.

 

Am Anfang eines jeden Törns steht aber immer das "Auswintern" an. Und da ich nur dann die Gelegenheit finde am Schiff zu arbeiten, ist es auch immer eine geschäftige Zeit. Ich hatte mir wieder Hilfe organisiert. David, ein super Typ aus Frankfurt. Erfolgreicher Student und mit einem Bein Berater verbrachte 6 Wochen mit mir auf Baju.

Wir brachten Inversalu auf das Unterwasserschiff auf, was uns einige Schwierigkeiten bereitete, da es just in den 3 Wochen in der Bay Phaeton täglich regnete. Inversalu ist aber null feuchtetolerant und jegliche Abdeckversuche verursachten Kondensation was zur Folge hatte, dass alles wieder runter bröselte. Wir arbeiteten verbissen mit 80% Erfolg. Schließlich ging Baju nach 4 Wochen und nicht ganz fertig gestelltem UW-Schiff trotzdem ins Wasser.

 

Nein, 4 Wochen braucht man für so einen Job eigentlich nicht. Bei uns aber kam noch hinzu, dass Baju einen neuen Motor bekam - einen D2 55 Volvo Penta. Die Schweißer für das neue Motorbett waren ausgebucht trotz monatelanger Voranmeldung. Als dann der Mechaniker die Abmessungen falsch berechnete und alles nochmal gemacht werden musste (Motor wieder runter, alles rausflexen, Motor wieder rauf) und es dann immer noch nicht passte, verlor ich fast die Contenance. 3 Tage hatte man veranschlagt für den Motorein- und Ausbau. Die Polynesier nun schon etwas besser kennend, hatte ich mit bis zu 2 Wochen gerechnet, im schlimmsten Fall. 4 Wochen hatte es am Ende gedauert!

In der langen Zeit bauten wir auch ein neues Schwert, da eines der alten aufgrund des vielen Regens morsch geworden war.

David und ich lernten ganz wunderbare Menschen durch unseren langen Aufenthalt auf der Werft kennen und wurden mitgenommen zu Abendlichen privaten Festen und integriert in gemeinschaftliche Treffen. Auch wenn es schöneres gibt als auf der Werft zu sitzen, David und ich hatten dennoch eine gut Zeit - um so mehr als wird dann doch noch ins Wasser kamen. 

Auf ging es nach Tahiti zur Proviantierung. Wir ankerten am Riff, gingen die Wracks betauchen und freuten uns endlich dort zu sein, wo Segelschiffe hingehören - im Teich.

Es folgte ein Törn nach Moorea. Wir streichelten Haie und montierten die neue Radaranlage im Mast. David, der Kletterkönig, war der erste an Bord, der auf jeder Bucht des Törns im Mast war (der Windmesser machte Zicken) und soll hiermit einen besonderen Platz in den Annalen von Baju bekommen. Dank David lernte ich meine Höhenangst im Mast zu überwinden und steige seither selbst hoch und runter, wann immer es auch notwendig wird.

Es folgte ein Törn nach Bora mit Rückenwind und kaum angekommen gab es eine Winddrehung und so segelten wir 2 Tage später mit Rückenwind zurück. So sollte Segeln immer sein, Wind von der richtigen Seite und mit 9 Knoten und ruhiger See der nächsten Traumbucht entgegen.

Es waren wunderbare Wochen mit David. Als Fremder kam er an Bord, durch lange Gespräche und heftige Dispute lernten wir uns kennen und als Freund verließ er Baju.

Societies Törn mit der Familie

Wieder zurück in Tahiti, verpasste ich Baju endlich ein neues Deck. Leider war nicht genug Farbe auf Lager, sodass ich nicht das ganze Boot fertigstellen konnte. Aber immerhin habe ich den Hauptteil neu streichen können. Baju hat nun ein gelbes Deck und schwarzen UV-Schutz auf der Genua und eine schwarze UV-Tasche beim Groß. Mit ihren grauen Rümpfen sieht sie jetzt endgültig wie ein Piratenschiff aus. Sicher nicht jedermanns Sache. Wir finden's amüsant.

Ich hatte folglich 4 Frauen an Bord. Meine Frau, meine beiden Töchter und unsere Großcousine Maya. Maya avancierte in kürzester Zeit zu einer Seefrau. Sie half mir super und war eine große Bereicherung für unseren Törn.

Wir segelten von Tahiti nach Moorea. Von dort weiter nach Huahine, besuchten Raiatea, machten einen Ausflug in Tahaa und kamen schließlich in Bora Bora an. Wir hatten 2 Wochen Zeit für diesen Törn und besuchten die schönsten Ecken der Inseln. Der Urlaub war fast perfekt. Leider nur fast, denn überschattet wurde er schließlich durch eine Grundberührung in Bora Bora. 

Die Rückfahrt von Bora nach Tahiti mit beschädigter Welle war kein Zuckerschlecken. Wir mussten in der Nacht durch die Lagune von Taha und Raiatea navigieren, was schon sehr anstrengend und herausfordernd war. Auf der Ost-Seite erwartete uns dann schlechtes Wetter. Wir segelten in einem Sturm, immer gegenan. Alle (wirklich alle) wurden seekrank. Schließlich konnten wir die Höhe nicht halten und wollten den Rest unter Maschine zurücklegen. Doch das Kardangelenk war gebrochen, es ging nichts mehr. Wir mussten eine Pan Pan Meldung absetzten. Wir bekamen aber keine Hilfe. Wir wären zu weit draußen, hieß es von der Rettungsleitstelle auf Tahiti und es war ja auch Samstag... Auf uns allein gestellt fummelten wir die Welle irgendwie hin und fuhren mit 2 Knoten Richtung Tahiti. Sonntag morgens in völliger Dunkelheit erreichten wir den Pass. Natürlich waren eine Reihe der Feuer ausgefallen und wir tasteten uns herein. Eva stand vorne und leuchtete mit dem Strahler den Weg frei. Völlig am Ende erreichten alle heil den rettenden Hafen. Ob Maya wieder Segeln will? Wohl erst mal lieber nicht...

Mit Mr. B. nach Toau

Kaum war die Familie abgeflogen stand ich plötzlich vor einer neuen Herausforderung. Die Welle musste repariert werden. Nur stellte sich heraus, dass das nicht möglich war. Die Welle muss leider komplett neu gemacht werden. Das Material war so in Tahiti aber nicht vorhanden. Lieferzeit 3 Monate. Ich ließ das ganze daher notdürftig flicken (die Welle wurde abmontiert und gerichtet so gut es ging) und ein neues Kardangelenk wurde beschafft. Seither läuft es wieder, aber leider mit erheblichen Vibrationen. Beim nächsten Besuch muss die Welle ausgetauscht werden.

Schließlich traf ich ein jungen Franzosen, Bastien, der als Lichttechniker nach Tahiti gekommen war und einen Künstler bei dessen Vorstellung begleitete. Er hatte noch Zeit vor dem Engagement und wollte gerne einen Segeltörn machen. Nachdem ich eine zweite Hand gut gebrauchen konnte um Baju einzuwintern, segelten wir gemeinsam nach Toau. Wir verstanden uns sehr gut, auch wenn es ab und zu Verständigungsproblemchen gab. Willst Du dass der Franzose Dich versteht, sprich französisch mit Ihm, ist eine Weisheit die ich machen musste, als ich bei einer Wende anwies die Genuaschot zu fieren und mein Begleiter mit aller Kraft an der Schot zog und ich immer lauter und lauter "LET IT GO, LET IT GO" rief und er sich mit seinem ganzen Körper dagegenstemmte. Wir hatte aber viel Spaß zusammen und gaben uns Spitznahmen. So wurde ich nur noch Captain genannt und er Mr. B. Auch die teilweise deutschen, teilweise englischen Bezeichnungen an der Schiffselektronik sorgten für Verwirrung. Als Mr. B. wissen wollte: "what is the Fankalitsch switch for?", konnte ich ihm nicht folgen. Gemeint war die Funkanlage.

Wir verbrachten in den Tuamotus wunderbare Tage mit Tauchen, und schnorcheln und gemeinsamen Abendessen mit den Einheimischen bzw. auf den Booten anderer Segler. Die Begegnungen waren wieder einzigartig. Wir diskutierten über Religion, Kindererziehung und das Leben an sich. Wie unterschiedlich die Einstellung von Personen doch sein können - Segler, die ihre Kinder nicht in die Schule schicken sondern selbst unterrichten und dort fördern, wo sie das Interesse der Kinder sehen. Segler, die sich als Weltenbürger verstehen, in Tahaa ein Haus gekauft haben und als Captain für VIPs deren Superyachten um die Welt skippern, stehen doch im krassen Kontrast zu den Eltern, die in der Maschinerie der Karriere- und Konsumindustrie gefangen sind, ihre Kinder in Privatschulen schicken und das Meer nur von Luxus-Kreuzfahrtschiffen kennen (wenn überhaupt).

 

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